Dienstag, 21. November 2017

Perspektiven - Wechsel

Kuerzlich stolperte ich ueber Bar-Timaeus,
den beruehmten blinden Bettler vor Jericho
Mk 10.46-52  Mt 20.29-34  Mt 9.27-31  Lk 18.35-43










1. Ich liebe diese Geschichte weil sie
a) Jesu' Faehigkeit Augen (und Ohren ) zu oeffnen, das Wahrnehmen zu verbessern
     recht deutlich wiedergibt.
b) Und es ist auch klar, dass der Bar-Timaeus als mutig gesehen wird, als zeitgemaess
     richtiges Handeln, insistent und voll Glauben.
c) Der Erfolg ist eindeutig: wieder sehen, Jesus nachfolgen, Gott loben, die Leute
    animieren...
2. Es ist auch nicht verwunderlich, dass wir uns gerne mit Bar-Timaeus identifizieren.
Auch wir sind oft blind und oft Bettler; und immer wieder heisst es: Jesus geht vorueber
(in jedem Gebet / in jeder Eucharistie) und wir wissen: Er ist stets offen fuer unsere Anliegen. Als Glaeubige erbeten wir uns besseres, tieferes, intensiveres, weiteres Sehen.
Wir sind auch froh, wenn uns eine neue Sach- oder Welt-Perspektive aufgeht. Vieles verstehen wir noch nicht, es ist im Dunkel - wenn wir nur besser sehen koennten! Und
wenn wir dann noch den Unterschied sehen koennten zwischen Wirklichkeit und Einbildung/Vorstellung - dann waere wirklich viel erreicht. Und dass wir im bestaendigen Beten manchmal lauter und hartnaeckiger Beten sollten, gilt als guter Rat. Auch die
"Gelegenheit" ( als Kairos) sollten wir nutzen, schliesslich sind wir nicht immer wach
fuer Jesus.
3. Es gilt da und dort: Wenn wir also Bar-Timaeus nachahmen, dann tun wir uns, der Gemeinschaft und der Welt einen guten Dienst. Das wird auch der Grund sein, warum
Mk + Mt + Lk diese Geschichte praesentieren.  Wir alle sind irgendwie Bar-Timaeus.

Die andere Sicht:
1. Wir identifizieren uns mit Jesus: schliesslich sind wir getauft, gefirmt; man sagt:
wir seien der Leib Christi; am Sonntag erhalten wir den Leib Christi in die Hand,
damit wir ihn werden. Der Apostel Paulus unterstuetzt uns in dieser Sicht sehr - 
und wohl auch der Ev-Joh. Sogar Paepste versuchten , uns darin zu staerken.
Wir sind irgendwie der verkoerperte Jesus Christus.
2. Wenn wir uns also als Leib Christi verstehen, der den weiten Welt-Zeitraum durchwandert, wo hoeren wir den Bar-Timaeus heute? Gibt es ihn noch?
Hat schon jemand mich, oder die Pfarrei gefragt: Bitte oeffne mir die Augen?
Hat schon die UNO oder ein Staat, eine Firma oder sonst jemand die Kirche gefragt:

Bitte oeffne mir die Augen? Haben wir das Image Jesu "eye-opener" zu sein?
Wo hat die Welt diesen Glauben - wie Bar-Timaeus - dass wir, die Kirche, die Augen
der Welt oeffnen koennten?
3. Haben wir und als Kirche - als Leib Christi - falsch verhalten? Sind wir zuwenig
auf den Strassen der Welt? Verweisen wir die Menschen auf Gott statt auf ihren Eigen-Glauben? Vertrauen wir der Welt, dass ihr Glauben sie heilt? (falls sie welchen hat)
Geben wir Antworten bevor wir fragen: was kann ich fuer dich tun? Benehmen wir uns
eher wie jene, die Anordnung geben: bitte schweigen; shut up!
4. Was koennen wir als Gruppe, als Pfarrei, als Kirche tun, um ein eye-opener-image
wieder zu gewinnen? Ich bin ueberzeugt, es gehoert zum Wesen der Kirche "eye-
opener" zu sein - wie werden wir es wieder fuer unsere Zeit ???








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